Burgstrasse «Hinter der Burg»

Das Gebiet «hinter der Burg» ein eher schattiger und unattraktiver Ort, wo Tagelöhner hausten, lärmiges und stinkiges Gewerbe, von der Gerberei oder der Pferdemetzgerei bis zur Autowerkstätte, ihrem Handwerk nachging, wo lange Zeit auch Schnaps gebrannt und im Schlossberg Eis gelagert wurde. Trotz allem kann die „Schattenseite“ von Thun mit  seinem ganz eigenen Charme auftrumpfen.

Die Burgstrasse beginnt unten am Lauitor, steigt den steilen Lauitorstutz hoch, wo früher noch Kinder mit dem Schlitten runtergefahren sind, führt gemäss ihrem Namen hinter Burg entlang dem Schlossberg vorbei und endet beim Berntorplatz.

Im Bereich der Burgstrasse 2 führt das Risgässli in Richtung Schloss. Dort steht das noch letzte erhaltene Stadttor Thuns, das Burgtor. Seine etwas höher gelegene Lage hat das Tor wohl im Gegensatz zum Lauitor, Scherzligtor, Allmentor, Schwäbistor oder Berntor vor dem Abriss bewahrt. Diese 5 Tore mussten im Laufe der Zeit, wegen zunehmenden Verkehrs von der Bildfläche verschwinden. Das Burgtor entstammt noch aus zähringischer Zeit um 1200. Die Torflügel wurden im 19. Jahrhundert entfernt; die alte Verriegelungskonstruktion ist aber noch sichtbar. Das heutige Dach anstelle des alten Aufbaus mit Wehrgang stammt aus dem Jahr 1786, das in der Stadtmauer über dem Burgtor vermauerte Masswerkfenster aus der Zeit um 1280, stammt möglicherweise von der ehemaligen Beinhauskapelle.

In der ehemaligen Konglomerat von Gewerbebauten, Lagergebäuden und Hochkamin, erb. ab 1870–1875 als Destillerie unter Einbezug der Zehntenscheune von 1653 befand sich viele Jahre die Schnapsbrennerei Grundbacher, in welchem unter anderem der national bekannte Kirsch gebrannt wurde. Dabei kamen ihnen wohl auch die in der Nähe gelegene Edelobstanlage, an der Krankenhausstrasse gleich neben dem Spital gelegen.

Wie allerdings die denkmalgeschützte Zehntenscheue zu ihrem Namen kam ist unbekannt, gibt es doch keine Hinweise, dass in ihr einmal die Naturalsteuern der Obrigkeit, den Zehnten gelagert wurde, wie das beispielsweise im  Zehntkeller an der  Hofstettenstrasse der Fall war. Am 10. Juli 1998 wurde die Zehntscheune sowie ein Mehrfamilienhaus durch einen Grossbrand massiv zerstört. 44 Personen wurden dabei obdachlos. Als Brandursache stellte die Polizei eine eingeschaltete Kochherdplatte in einer illegalen Küche einer Snackbar fest.

In einer Zeit, wo es noch keine Kühlschränke gab, lagerte man innerhalb des kühlen Schlossberges während den Sommermonate das Stangeneis der Bierbrauerei Feller, welches im Winter in Dürrenast gesägt wurde.

Quellen: TT 24.06.1999, TT 14.06.1998, Broschüre 250 Jahre Grundbacher & Co., Dokumentation «Burgstrasse 9, eine Chronologie» von Daniel Rieder, Chronologische Angaben insa, Berner Volkskalender 1962, Diverse

Ein Gedanke zu „Burgstrasse «Hinter der Burg»

  • 1. Dezember 2021 um 19:56
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    Hallo Thomas
    Soeben habe ich mir das neue Kapitel Burgstrasse angeschaut. Gefällt mir.
    Grüess, Daniel

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