Lauitor und Lauitorplatz

 Lauitor 1814 (Auschnitt Wocherpanorama)Das Lauitor früher Lowinthor genannt, bekam seinen Namen von Lowinen was so viel heisst wie Lawine, wobei dabei eine Geröll- oder Schuttlawine gemeint ist, die früher im Lauenenquariter (früher Lowenen) niederging.

Als die Herren Knechtenhofer in Hofstetten das Bellevue sowie der dazugehörigen Dampfschiffstation erbauten, wurde ihnen das die Kupfer- oder Obere Hauptgasse abschliessende »LOWINTOR« für ihre grossen Kutschen ein Verkehrshindernis. Sie kauften kurzerhand der Stadt Thun den Lauitor-Turm ab und liessen ihn 1839 abbrechen. Weitere Stadttore wurden dann später, auch wegen des zunehmenden Verkehrs, abgerissen wie das Scherzligtor (1851), das Allmendtor (1853), das Berntor (1876) oder das Schwäbistor (1905).

Mit dem Tor fielen leider die zinnengekrönten Mauern zwischen dem Schwarzen Turm und der Helferei. Der Schutt diente zur Auffüllung des Wallgrabens und zur Nivellierung des Platzes. Rings um den Platz standen die Häuser des Tischmachers Nesteli, des Zöllners und Nagelschmiedes Samuel Müller und das Landhaus. Vor diesem fanden bei schönem Wetter die Landtage und Gerichtsverhandlungen statt.

Bis zur Aare hinab war ein freier Platz, wo Holz und Kaufmannsgüter gelagert werden konnten. Bei der Ausscheidung von 1859 ging der Lauitorplatz mit zwölf Düngergruben an die Einwohnergemeinde über. 1862 beriet man über die Verlegung des Gemüsemarktes vor das Lauitor. Er kam dann auf das Plätzli, der Kartoffelmarkt dagegen auf den Lauitorplatz. Mehrmals genannt sind ferner die Kohlenhaufen, die Obere Badstube, die 1842 erstellte Quaimauer, der Reckweg an der Aare und das Waschhaus mit dem Tröckneplatz, wo einst – immer laut Chronist – die Zünglein der Wäscherinnen ebenso lustig wie emsig plapperten.

Rechnung von 1897 (zum Vergrössern klicken)

Auf dem Lauitorplatz befand sich das eindrückliche Geschäftshaus «Colonialwaaren & Saamenhandlung» von Arnold Hofer, einer der Mitinitianten des Beau Rivage. In seinem Laden gab es für damalige Zeiten praktisch sämtliche Lebensmittel zu haben: Von Konservendosen aus aller Welt, Fette, Oele, Lebensmittel aber auch Futtermittel, Samen und Kunstdünger sowie Kaffeee aus der eigenen Rösterei. Ein ähnlicher Laden befand sich auch im Geschäft von Gottlieb Schweizer in der Marktgasse. Das sogenannte Hoferhaus wurde 1959 abgerissen und von 1962 bis 2022 befand sich an dieser Stelle das Kino Lauitor.

Bankbüchlein AEK

Von 1913 bis 1952 befand sich auf dem Lauitorplatz eine Ausweich- sowie eine Haltestelle der Thuner Strassenbahn STJ, welche in Richtung Rechtes Thunerseeufer unterwegs war.

1951 eröffnete die Amtsersparniskasse Thun AEK auf dem Lauitorplatz ihren Hauptsitz. Die Bank wurde ursprünglich 1826 gegründet und hatte ihren Sitz ab 1899 auf dem Plätzli. Zu dieser Zeit gab es in der Schweiz kaum Banken für die Bedürfnisse der Einwohnerschaft kleiner Städte und Stadtbezirke. Es existierten lediglich Privatbanquiers, welche Handel und Kriege finanzierten sowie Anlagen Reicher und Verfolgter in der Schweiz verwalteten.

Quellen: Thuner Tagblatt vom 21.01.1977, Oberänder Tagblatt 30.06.1960, Mein liebes Thun von Markus Krebser, Amtserparniskasse Thun, Diverse

 

Standort

Ein Gedanke zu „Lauitor und Lauitorplatz

  • 7. September 2023 um 16:26
    Permalink

    Ich bin in Thun aufgewachsen und während meiner Kindheit, (1951-) bevor das Kino Lauitor kam, war der Kolonialwarenladen von der Familie Baldauf geführt. Dort haben wir unsere Bananen gekauft.

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.