Bahnhof Scherzligen Thun

Bahnhof Scherzligen 1861-1925

Die Schweizerische Central Bahn (SCB) eröffnete am 1. Juli 1859 die Bahnstrecke von Bern-Wylerfeld zum ehemaligen Bahnhof Thun. Der Weg für die Reisenden ins Berner Oberland war geebnet, aber beschwerlich: In Thun ausgestiegen, damals war die Station noch im Bereich beim heutigen Güterbahnhof, mussten die Reisenden den ermüdenden Weg zu Fuss oder mit der Kutsche bis zur damaligen Dampfschiffländte beim Freienhof in Angriff nehmen. Dort bestiegen sie das Dampfschiff, welches sie nach Därligen brachte.

1861 folgte dann die 1,34 Kilometer lange Fortsetzung des ehemaligen Bahnhof Thuns bis zum Seeufer in Scherzligen, einer damals noch eigenständigen Nachbargemeinde, allerdings zuerst nur für den Gütertransport. Ab 1863 war der Bahnhof Scherzligen dann auch für den Personentransport geöffnet und der Fussmarsch oder die Kutschenfahrt zum Schiff hatte damit ein Ende. In Scherzligen mussten die Reisenden zur Fortsetzung ihrer Reise ins Oberland auf die Dampfschiffe des Thunersees umsteigen oder fuhren im Eisenbahnwagen, welche auf  auf sogenannten Trajektschiffe verladen wurden, bis zur Bödeli-Bahn nach Interlaken. Eine Eisenbahnverbindung auf dem Land Richtung Interlaken bestand erst ab 1893. Das Aufnahmegebäude des Bahnhof bestand aus einer Vorhalle, einem Gepäckabgabe- und einem Kassenraum. Um 1880 wird an der Nordseite ein Anbau mit zwei Wartsälen für die I. und II. Klasse bzw. für die III. Klasse erstellt. An der Nordseite befanden sich das Toilettenhäuschen sowie ein Bahnhofbuffet-Gebäude.

Situationsplan Bahnhof Scherzligen 1893 (zum vergrössern klicken)

Die Thuner Bevölkerung, vor allem die Gewerbetreibenden, waren damals von der neuen Station in Scherzligen allerdings nicht begeistert. In einem Brief an die Regierung äusserte sie die Befürchtung, dass es wegen der neuen Station in Thun zu wirtschaftlichen Ausfällen kommen könnte, da der Gäste- und Warentransport an der Stadt vorbei ging. Nach der Eröffnung des neuen, am heutigen Standort befindlichen Zentralbahnhofs 1923 wurde die Station Scherzligen nur noch als Schiffstation bedient. Erst nachdem zwei Jahre später auch der Schiffskanal zum Zentralbahnhof fertig gebaut war, wurde die Station vollständig geschlossen und demontiert. Die urprünglichen Profile des ehemaligen Bahnhofes sind auf dem Uferweg Thun-Schadau bei der dortigen Dokumentationsstelle immer noch zu sehen.

Vis-à-vis des Bahnhofs Scherzligen befand sich an der Spitze der Scherzliginsel (Kleistinseli) das Kleisthaus, wo der Dichter Heinrich von Kleist im Jahr 1802 und 1803 einige Monate gelebt und gearbeitet hat. Da sich niemand um den Erhalt des über 200 jährigen Hauses kümmern wollte, musste es im Jahr 1940 wegen Baufälligkeit (acht Jahre nach dem Brahmshaus) abgebrochen werden.

Umfassende Dokumentation des Bahnhofs Scherzligen von Kasmir Lohner unter folgendem: Link.

 

Ehemaliger Standort:

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.