Rathausplatz


Bis ins 19. Jahrhundert fand auf dem Rathausplatz, welcher vor 1911 noch Kronenplatz genannt wurde, jeweils der Rindermarkt statt, wo auch Fleisch verkauft wurde. Der Rathausplatz, welcher bei der ersten Kyburgischen Stadterweiterung um 1250 entstanden ist, trennt die Obere- und Untere Hauptgasse und ist umgeben von diversen historischen Gebäuden:

  • dem Rathaus im eigenen Kapitel
  • das Velschenhaus, das ältesten gemauerten Haus der Stadt Thun
  • das Burgerhaus Thun, ein Spätbarockbau aus dem 18. Jahrhundert
  • das Alte Spital oder ehemaliges ‚Platzschulhaus‘ aus dem 18. Jahrhundert
  • das Hotel Krone (Zunfthaus zu Pfistern)
  • das Zunfthaus zu Metzgern

1711:  erstmals erwähnt der Rathausbrunnen, in heutiger Gestalt neu errichtet 1828–1833
1862:
Die erste mit Leuchtgas gespiesene Laterne wurde auf dem Rathausplatz aufgestellt

Das Velschenhaus
Jakob von Vitry för­der­te die Be­gi­nen und über­lie­fer­te Auf­schlüs­se zu ih­ren An­fäng­en; Ce­cil Jay: Die Beginen von Goes beim Kirchendienst, 1900Das 1406 erwähnte Haus des Heinrich von Velschen war die väterliche Ger­berei und das repräsentative Wohnhaus der von Velschen. Die Schultheissin und Tochter, Anna, eine verheiratete von Krauchthal, stellte ihr Geburtshaus im 14. Jahrhundert den sogenannten Beginen zur Verfügung. Die Beginen waren meist bür­gerliche Frauen, die ein religiöses Leben in einer Gemeinschaft führen wollten, ohne jedoch in ein Kloster eintreten zu müssen. Der Beginenhof bot ihnen die Möglichkeit, gemeinsam zu leben, zu arbeiten und sich um Kranke und Arme zu kümmern, ohne auf die strengen Regeln und Vorschriften eines Klosters beschränkt zu sein. Das Haus wurde 1964 komplett umgebaut. Nach einer einjährigen Bauzeit wurde aus der ein­fachen Spanischen Weinhalle Albareda das Casa Barba. Das Haus der ehemaligen Gerberei und des Beginenhofes ist heute Sitz des Hotel-Restaurant Rathaus.

Das alte Spital
Das alte Spital (auch unteres Spital) befand sich auf der dem Rathaus gegenübereliegenden Seite des Rathausplatzes. In dem 1348-1350 errichteten Spital waren vorwiegend ältere und ärmere Menschen untergebracht. An der Nordseite befand sich ausserdem eine Trülle, ein Gitterkäfig aus roten und weissen Stäben, in dem Verbrecher und Prostituierete eingesperrt, zur Schau gestellt und bis zur Übelkeit umgedreht wurden. Ausserdem existierte noch ein oberes Spital am Sinneplatz, das Zeiniger-Spital. 1493 wurden die beiden Spitäer am Rathausplatz zusammengelegt, 1793 dann abgebrochen und 1795 durch den heute bekannten Neubau ersetzt. 1806 wurde das Gebäude in ein Schul- und Waisenhaus umgebaut, dem Platzschulhaus. 1837 zogen die Waisenkinder ins Waisenhaus im Oberbälliz und 1869 wurde dort die Mädchensekundarschule mit vier Klassen eröffnet. Eine Turnhalle gab es nicht. Bei gutem Wetter turnte man auf einer Matte im Aarefeld, bei Schlechtem im Falkensaal. Erst 1877 wurde die Aarefeldturnhalle in Betrieb genommen. Die Anzahl der Schülerinnen nahm stetig zu, so dass man zuerst ins Aarefeld- und 1954 dann in die neu geschaffene Mädchensekundarschule auf dem Gelände der ehemaligen Pension Itten an die Länggasse zog. Von 1863 bis 1918 war das Gebäude auch Domizil der Buchbinderei, Druckerei und Buchhandlung Stämpfli (später Krebser). Rechts davon befand sich der Bazar von Albert Schaufelberger, bevor das Warenhaus 1909 in das Unterbälliz zog. Die städtische Verkehrskommission eröffnet 1892 in der Buchhandlung die «Auskunftsstelle», das erste offizielle Thuner Verkehrsbüro. Später war das Gebäude Sitz des Fundbüros und der Stadtpolizei Thun. Ab 2003 wurde die Stadtpolizei in die Kantonspolizei intergriert. Heute befinden sich im Gebäude eine Christliche Buchhandlung sowie die Atelier Classic Bar.

Sylvestermenue am 30 und 31. Dezember 1899

Hotel Krone Thun
In der Zähringerzeit, um 1190, wurde die Stadt von der Kirchtreppen, bis zur heutigen Krone erweitert. Die Stadtmauer besass zum späteren Rathausplatz ein Durchlasstor, welches 1579/80 durch einen Schwibbogen ersetzt wurde. 1777 wurde dieser Schwibbogen, ein horizontal gespannter Bogen zwischen dem Zunfthaus und dem «Alten Spital», abgebrochen. Ein letzter Rest der  ehemaligen Stadtmauer konnte 1971 beim Abbruch der 1971 beim Abbruch der Krone in der platzseitigen Fassade herauspräpariert und nachgewiesen werden. Auf dem Platz des Hotels Krone befand sich im 15. Jahrhundert das Haus der Gesellschaft zu Pfistern. „Pfister“ nannte sich das Handwerk der Bäcker und ihr Haus wird auch als Zunfthaus bezeichnet. 1821 verkaufte die Gesellschaft zu Pfistern das Haus an die Stadt Thun. Diese übertrug das Tavernenrecht des 1807 abgebrochenen „Löwen“ an der Freienhofgasse auf das Haus, wodurch aus dem Zunfthaus ein vollwertiger Gasthof wurde. Um Verwechslungen mit dem gegenüber liegenden Gasthaus zu Metzgern – mit dem 1768 geschnitzten Löwen als Wirtschaftszeichen – zu vermeiden, wählte man neu den Namen „Krone“. Seit 1852 befindet sich das Gasthaus in Privatbesitz. 1908 gab es einen Teilabbruch sowie einen Wiederaufbau mit zurückversetzter Gassenfront und Weiterführung der Laube. Ein Jahr später wurde im Keller, wie in Bern, ein Ratskeller eröffnet. 1968 erwarb der Steffisburger Unternehmer Walter Hauenstein die Krone, die nebenan liegende Metzgerei Buchhofer und das dazwischen liegende Feuergässchen.  1971 wurde die Krone komplett abgebrochen und 1972 als Imitat der rekonstruierten Fassaden wieder eröffnet.

Zunfthaus zu Metzgern
Eine Urkunde vom 16. März 1361 sagt, dass dem Metzgerhandwerk die Parzelle, auf der noch heute das die Metzgern steht, von der Stadt zum Bau eines Zunfthauses abgetreten werde, zu einem Jahreszins von 1 Mass Wein. Gleichzeitig schreibt es die Art der Überbauung des Grundstückes vor: Im Erdgeschoss soll eine offene Verkaufshalle, eine «Fleischlaube» und im einzigen bewilligten Obergeschoss die Zunftstube entstehen. Die Gesellschaft zu Metzgern war die älteste, erstmals am 24. September 1352 dokumentarisch erwähnte, Thuner Zunft. Von 1765 bis 1770 wird das Zunfthaus umgebaut. Die Metzgern erhält dabei im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen und 1768 als Wirthauszeichen einen geschnitzten Löwen, vom Berner Bildhauer Christian Reist (heute Kopie von 1974). 1850 wird das Gebäude um ein drittes Stockwerk aufgestockt.

Quellen: Aus «Mein liebes Thun» von Markus Krebser, «Hofstettenvaganten» von Lydia Portmann; Hotel Krone: https://www.krone-thun.ch/de/ueber-uns/geschichte.html, BZ, 24.12.2016, Beilage zum Thuner Tagblatt, 13. Juli 1972, 150 Jahre Gaswerk Thun, https://www.zumetzgern.ch/index.php/de/betrieb, KüfferPeter: Thun. Geschichtliche Zusammenfassung von einst bis heute, 1981, Die Thuner Hochtrottoirs im städtebaulichen Kontext, Seite 57, Ulrike Schröder; TT 06.06.1989, Diverse

 

Ein Gedanke zu „Rathausplatz

  • 1. September 2019 um 6:31
    Permalink

    Lieber Thömu
    Damit ist die Frage nach den Seilen auf dem Kopfbild noch nicht beantwortet.
    Liebe Grüsse

    Antwort

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