Thunersee Schiffe & Schifffahrt
Die heutige Schiffahrt auf dem Thunersee verdankt ihre Entstehung dem Unternehmergeist der Brüder Knechtenhofer, die im Jahre 1834 bei der Maschinenfabrik Café in Paris ein eisernes Dampfschiff mit 16 PS Arbeitsleistung bestellt hatten. Die initianten versprachen sich von ihrem Vorhaben nicht zuletzt eine Belebung ihres am rechten Aareufer gelegenen Hotel Bellevue in Hofstetten. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der im Jahr 1835 abgelieferte Dampfer wie dieses Hotel den Namen BELLEVUE trug und seine Anlegestelle in unmittelbarer Nähe des Gasgewerbebetriebs der Brüder Knechtenhofer errichtet wurde. Im Laufe des Sommers 1835 konnte der Betrieb mit dem DS BELLEVUE aufgenommen werden. Es wurde auf der Strecke Hofstetten (Thun) – Neuhaus eingesetzt, für welche es ohne Einschaltung von Zwischenhalten 1.25 Stunden benötigte. Der Schiffskessel wurde mit Tannenholz geheizt, die Geschwindigkeit belief sich auf 15— 17 Stundenkilometer. Kapitän war Johann Knechtenhofer, der zu diesem Zwecke auf dem Neuenburgersee eine Lehre absolviert hatte. Wenig Freude zeigten auch die rund 130 Ruderer, die bislang die Touristen auf ihren Weidlingen über den See gerudert hatten. Sie fürchteten jetzt um ihr Einkommen.
Viele Jahre lang verkehrte pro Tag, von Mai bis Oktober, ein Kurs nach Neuhaus und zurück. Um halb neun morgens gings in Richtung Interlaken, am Nachmittag um drei fuhr das Bellevue zurück nach Thun. Gleichzeitig im Jahre 1835, wurde aber auch der Bau einer neuen Strasse von Thun über Spiez nach Interlaken beschlossen, was für die Schiffahrt einen hohen Konkurrenzdruck bedeutete. Das Dampfschiff transportierte jährlich 2000 bis 3000 unbemittelte Menschen unentgeltlich sowie auch Briefe und Geld der Post gratis. Die Ländte Thun-Hofstetten wurde 1925 in Thun Kursaal umbenannt.
1856 wurde die Dampfschiffstation beim Freienhof eröffnet und 1904 wieder aufgehoben, da die Dampfschiffe wegen ihrer Grösse hier nicht mehr anlegen konnten.
Im Jahre 1863, nach Eröffnung des Schiffspersonenverkehrs ab Bahnhof Scherzligen, bemühten sich am oberen Ende des Thunersees, im Neuhaus, bereits 186 Kutschern mit ihren Kutschen um die Gunst der mit den Dampfbooten immer zahlreicher ankommenden Gäste aus dem Unterland.
1925 wurde der heutige Schiffshafen beim Bahnhof Thun eröffnet, also rund zwei Jahre später als die Eröffnung des Bahnhofs selber, da der Bau des Schiffkanals sich verzögert hatte. Die Thuner Bevölkerung lehnte den Bau des Schiffkanals zwei mal und bevorzugten einen Hafenstandort an der Aare, um den Reisenden auf der Fahrt Richtung Oberland möglichst lange die Vorzüge der Stadt zeigen zu können.
DS Bellevue
1835 erbaut, 1864 gesunken bei stürmischer See vor Oberhofen
Schiff Matti
1838 erbaut, 1839 – 1843 als «Giessbach» auf dem Brienzersee, ab 1843 als «Matti» auf dem Thunersee, 1846 umgetauft auf «Helvetia», 1856 ausser Betrieb gesetzt
DS Niesen
1843 erbaut, 1899 Abbruch
DS Stadt Thun
1856 erbaut und getauft bei der Bächimatte. 1929 Abbruch.
DS Stadt Bern
1861 erbaut, 1956 ausser Betrieb gesetzt
DS Beatus
1871 erbaut, 1964 Abbruch
DS Bubenberg
1874 erbaut, 1963 Abbruch
DS Helvetia II
1889 erbaut, 1959 ausser Betrieb gesetzt
DS Neptun II
1894 erbaut, 1914 ausser Betrieb gesetzt
DS/MS Spiez (Spiezerli)
1901 erbaut. Das älteste noch erhaltene Schiff und der erste Schraubendampfer in der Flotte der BLS. 1911/12 Totalumbau. Zwischen 1952 – 2008 als Motorschiff mit Dieselantrieb. Am 8. April 2022 fand die offizielle Einweihung des wiedererstandenen Schraubendampfers als Dampfschiff statt.
DS Blüemlisalp
1906 erbaut, 1971 ausser Betrieb gesetzt, 1990 – 1992 Restauration, 22. Mai 1992 erneute Inbetriebsetzung und zweite Jungfernfahrt
MS Gunten
1910 erbaut
MS Niesen
1935 erbaut
MS Oberhofen
1939 erbaut
MS Thun
1940 erbaut
MS Jungfrau
1954 erbaut
MS Stadt Bern
1956 erbaut, 2020 rückgebaut
MS Niederhorn
1959 erbaut
MS Bubenberg
1962 erbaut
MS Beatus
1963 erbaut
MS Blüemlisalp
1971 erbaut
MS Stockhorn
1974 erbaut
Die aktuelle Thunerseeflotte auf folgendem Link
Quellen: «Flottenparade Thuner- und Brienzersee», Jahresbericht Uferschutzverband 1937, Hinkender Bot 1857, Diverse
Zur Gründeraktie der “Vereinigte Dampfschiffahrts-Gesellschaft des Thuner- und Brienzersee’s” ausgestellt im Jahr 1843
Im Jahre 1835 wurde auf dem Thunersee das erste Dampfschiff in Betrieb gesetzt. 1839 wurde die Dampfschiffahrt auch auf dem Brienzersee eingeführt. Angeregt durch die Erfolge dieser beiden Schiffe bildete sich 1842 in Thun eine AG für den Betrieb eines zweiten Dampfschiffes auf dem Thunersee. Noch bevor diese Gesellschaft definitiv konstituiert war, begaben sich Vertreter zur Firma Escher-Wyss nach Zürich, um über die Bestellung ihres Dampfschiffes zu verhandeln. Dort trafen sie mit dem Besitzer des ersten Dampfschiffes auf dem Thunersee zusammen, welcher ihnen mit der Bestellung eines zweiten Schiffes zuvorgekommen war. Dank den Bemühungen des Herrn Escher einigten sich die beiden Abordnungen auf einen Fusionsvertrag, aus welchen diese Gesellschaft hervorging. Die Gesellschaft wurde später von der Thunerseebahn übernommen, die ihrerseits von der BLS aufgekauft wurde.
2. Story:
Im Jahr 1842 gründen die Gebrüder Knechtenhofer zusammen mit anderen Thuner Geschäftsleuten die Vereinigte Dampfschifffahrtsgesellschaft Thuner- und Brienzersee. 1870 wurde eine neue Gesellschaft, die Oberländische Dampfschifffahrtsgesellschaft für die Schifffahrt auf dem Brienzersee gegründet. Doch noch bevor diese den Betrieb aufnahm, wurde sie von der Vereinigte Dampfschifffahrtsgesellschaft Thuner- und Brienzersee übernommen. 1913 wurde diese Gesellschaft in die Berner Alpenbahn-Gesellschaft Bern-Lötschberg-Simplon integriert. Heute ist die BLS Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee noch eine große Tourismusattraktion im Berner Oberland.
Quelle: HIWEPA
Zu den Schiffsbildern:
Der Glattdeckdampfer mit der rabenschwarzen Rauchfahne ist nicht das DS “Blümlisalp” im Jahre 1971, sondern die “Giessbach” III des Brienzersees, Datierung offen.