Aarefeldschulhaus
Lärm und Gestank sowie beschränkte Raumverhältissen im ehemaligen Platzschulhaus auf dem Rathausplatz und dem Bällizschulhaus zwangen den Gemeinderat in den 1870-Jahren zum handeln. So wurde 1876/77 nach Entwürfen des Thuner Architekten Josef Merz das Aarefeldschulhaus erbaut und bot Raum für 9 Primarklassen für je 50-60 Schülerinnen und Schülern. Durch seine symmetrische Anlage, die Eckquaderungen, hohe schmale Fenster und einen tempelartigen Dreieckgiebel, stellte das Schulhaus in Thun ein Statussymbol für das Bildungswesen dar.
In der ehemaligen Aarefeldturnhalle wurde nicht nur geturnt, sie diente bis 1918 auch zur Abhaltung von Gemeindeversammlungen. Im November 1917 wurde in der Aarefeld-Turnhalle eine Volksküche, also eine öffentliche Essensausgabe für Bedürftige, installiert. Hierfür wurde die Turnhalle in eine Speisehalle umgewandelt und nebenan eine Küche eingebaut. «Die Lebensmittelkommission hat den Preis für einzelne Mittagessen, bestehend aus Suppe, Fleisch und Gemüse, auf Fr. 1.– festgesetzt». Ohne Fleisch kostete ein Essen 50 Rappen, für die Suppe allein zahlte man 20 Rappen. Auch das Schulhaus wurde im Ersten Weltkrieg öfters als Soldatenquartier benutzt und der Unterricht fiel jeweils tagelang aus. Kam der Schulbetrieb zurück, roch es im ganzen Haus nach Kampher, Leder und Lysol.
Jahrzehntelang waren im Keller der Aarefeldturnhalle auch die Rollen des Wocherpanoramas eingelagert, welches 1961 im Schadaupark seinen endgültigen Platz bekam.
1923 war die Turnhalle im Weg, da die Frutigenstrasse im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Bahnhofs auf der ehemaligen Velomatte gegen Osten verschoben wurde. Die Aarefeldturnhalle wurde demontiert und auf der Ittenmatte neben dem Progymnasium wieder aufgestellt. Nach der Eröffnung des neuen Bahnhofs stand das vorher ruhig gelegene Schulhaus auf einmal direkt neben dem neuen Bahnhofsplatz inmitten des Touristen- und Pendlerstroms.
1991 stimmten die Thunerinnen und Thuner dem Überbauungsplan Aarefeld zu. Das Schulhaus wurde im August 1996 geschlossen und 1999 abgebrochen um der Errichtung des Aarefeldplatzes sowie Geschäften (Manor) und Wohnungen Platz zu machen. Heute erinnert nur noch der ehemalige Schulhausbrunnen, der heute am Anfang des Bälliz steht, an das ehemalige Aarefeldschulhaus.
Quellen: TT 16.11.1917, OT, 21.04.1961, Thuner Stadtgeschichte, Der Neubau des Mädchensekundarschulhauses 1954, Diverse
ehemaliger Standort