Bahnhof Thun

Bahnhof Thun ab 1923

1859 erhielt Thun der erste Bahnanschluss mit der Bern-Thun-Bahn und einen ersten Bahnhof, der noch im Bereich beim heutigen Restaurant Spedition stand. 1861 wurde der Bahnhof in Scherzligen für den Personen- und Frachttransport bei der Schiffsstation Scherzligen dem Betrieb übergeben. Die damaligen Zustände der zwei Bahnhöfe waren mit den drei in Thun einmündenden Nebenbahnen, der 1893 eröffneten Thunerseebahn, der 1899 eröffneten Burgdorf-Thun-Bahn (BTB) und der 1902 eröffneten Gürbetalbahn (GTB) unhaltbar geworden. 1913 kam zusätzlich der Grossverkehr der BLS dazu.

Die komplizierte Situation mit den zwei Thuner Bahnhöfen wurde zunehmend kritisiert. Pläne für den neuen Bahnhof waren bereits 1910 von Architekt Nager vom Baubüro der SBB erstellt worden. Das Projekt wurde jedoch erst 1919 genehmigt; zur Verzögerung hatten die Kriegsjahre 1914 bis 1918 beigetragen. Während der jahrelangen Kämpfe zwischen den SBB und der Gemeinde Thun waren immer wieder der Standort des künftigen Zentralbahnhofs diskutiert worden. Nach dem Projekt des Ingenieurs Auer war zunächst ein Zentralbahnhof an der Aarestrasse, ungefähr beim heutigen Aarezentrum, geplant. Eine Schiffsstation wäre dann im obersten Abschnitt der äusseren Aare (Bereich des heutiges Röntgenzentrum) vorgesehen gewesen.

1919 hatte die Arbeitslosigkeit auch in Thun derart zugenommen, dass der Gemeinderat und Kreise des Baugewerbes zum Baubeginn des neuen Bahnhofes drängten. Nach zahlreichen verworfenen Verbesserungsvorschlägen begannen im Januar 1920 zunächst die Bauarbeiten für das Bahnhofgebäude. Drei Jahre später, am 30. Mai 1923 schliesslich, eröffneten die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mit einem grossen Fest den neuen heutigen Hauptbahnhof im Aarefeld auf der ehemaligen Velomatte. Zwei Tage später wurde er dem Verkehr freigegeben. Beim Bau des Bahnhofs, der neuen Geleise, sowie der neuen Bahnhofunterführung Frutigenstrasse, mussten zahlreiche Häuser abgebrochen werden, wie die Villa Rubin, das Bauernhaus Lanzrein, das Café Oberland sowie das Hotel Grütli. Durch die Verschiebung der alte Frutigenstrasseführung (heute Molkereiweg) gegen Osten, wurde die alte Aarefeldturnhalle demotiert und neben dem Progyschulhaus wieder aufgebaut. Als Verbindung zur Innenstadt entstand die neue Bahnhofstrasse mit grossen Wohn- und Geschäftshäusern auf einer Strassenseite und dem neu geschaffenen Maulbeerplatz. Die neue Bahnhofbrücke anstelle der Scherzligbrücke wurde auf die Achse Bahnhofstrasse-Freienhofgasse ausgerichtet, was im oberen Bälliz eine Strassenkorrektur und den Abbruch des traditionsreichen Gasthofs Zum weissen Kreuz zur Folge hatte.

Der Güterbahnhof kam auf das Areal des alten Hauptbahnhofs zu stehen, die bisherige Bahnhofstrasse wurde zur Gewerbestrasse degradiert und die Station Scherzligen aufgehoben. Drei Unterführungen verhinderten, dass der breite Schienenstrang durch Thun hindurch die südwestlichen Quartiere von der Innenstadt abschnitt.

Ein Wermutstropfen blieb allerdings: der Anschlusskanal für die Schiffe fehlte noch. Der entsprechende Schiffskanal wurde dann zwei Jahre später, im Jahr 1925, zusammen mit der Schiffländte in Betrieb genommen.

Auf dem Bahnhofplatz in der Nähe des Schiffkanals existierte ausserdem eine Strassenbahn mit zwei Tramlinien. 1952 wurde die Tramlinie Richung rechtes Thunerseeufer durch den Trolleybus ersetzt. Die Linie in Richtung Steffisburg blieb indes noch bis 1958 erhalten, da der Unterbau in diesem Abschnitt deutlich besser war als auf der Seestrecke. Das ehemalige Stationsgebäude blieb erhalten und wird heute weiterhin von den Verkehrsbetrieben STI genutzt.

Nach dem Abbruch des alten Gebäudes der Fabrik Hoffmann (1994) und des Aarefeldschulhauses (1999), die sich beide vis-à-vis des Bahnhofs befunden hatten, entstand der Aarefeldplatz, der 2002 eingeweiht wurde.

Quellen: Bahnhof Scherzligen Geschichte Kasimir Lohner, TT 25.05.1973, TT 15.06.1993, Thuner Stadtgeschichte, Diverse

Im Wartsaal des Bahnhofs Thun stand ein Musikautomat um den Wartenden die Zeit zu vertreiben. Ein ähnlicher Automat der gleichen Firma ist heute noch im Uhrenmuseum Oberhofen ausgestellt. Solche Automaten gab es damals in vielen grösseren Bahnhöfen der Schweiz. Das kurze Musikstück kostete 10 Rappen und lief innerhalb der 5 verschiedenen Stücken nach dem Zufallsprinzip ab. Die Einnahmen gingen zu 60% an den Automatenhersteller und zu 40% an den jeweiligen Bahnhof.

 

Standort

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