Bahnhof Thun
Bahnhof Thun ab 1923
Um 1900 wurde die komplizierte Situation mit den zwei Thuner Bahnhöfen zunehmend kritisiert. Pläne für den neuen Bahnhof waren bereits 1910 von Architekt Nager vom Baubüro der SBB erstellt worden. Das Projekt wurde jedoch erst 1919 genehmigt; zur Verzögerung hatten die Kriegsjahre 1914 bis 1918 beigetragen. Während der jahrelangen Kämpfe war immer wieder der Standort des künftigen Zentralbahnhofs SBB/BLS/GTB/BTB diskutiert worden. Manch ungeduldiges Wort fiel über die Verwaltung der Bundesbahnen, doch man wusste, die finanzielle Lage war alles andere als rosig, und die Verwaltung musste gehörig haushalten.
Nach zahlreichen verworfenen Verbesserungsvorschlägen, die sich über Jahre hinzogen, gelang jedoch der städtebaulicher Wurf: Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) eröffneten am 30. Mai 1923 mit einem grossen Fest den neuen Hauptbahnhof im Aarefeld im Bereich der ehemaligen Velomatte. Einen Tag später, am 1. Juni 1923, wurde er dem Verkehr freigegeben. Beim Bau des Bahnhofs, der neuen Geleise sowie der neuen Bahnhofunterführung Frutigenstrasse, mussten zahlreiche Häuser abgebrochen werden, wie die Villa Rubin, das Bauernhaus Lanzrein, das Café Oberland sowie das Hotel Grütli. Durch die Verschiebung der alte Frutigenstrasseführung (heute Molkereiweg) gegen osten, wurde die Aarefeldturnhalle demotiert und neben dem Progyschulhaus wieder aufgebaut.
Ein Wermutstropfen blieb allerdings: der Anschlusskanal für die Schiffe fehlte. Dieser Schiffskanal wurde zwei Jahre später, im Jahr 1925, zusammen mit der Ländte in Betrieb genommen.
Der Güterbahnhof kam auf das Areal des alten Hauptbahnhofs zu stehen, die bisherige Bahnhofstrasse wurde zur Gewerbestrasse degradiert und die Station Scherzligen aufgehoben. Drei Unterführungen verhinderten, dass der breite Schienenstrang durch Thun hindurch die südwestlichen Quartiere von der Innenstadt abschnitt.
Als Verbindung zur Innenstadt entstand die neue Bahnhofstrasse mit grossen Wohn- und Geschäftshäusern auf einer Strassenseite und dem neu geschaffenen Maulbeerplatz. Die neue Bahnhofbrücke anstelle der Scherzligbrücke wurde auf die Achse Bahnhofstrasse-Freienhofgasse ausgerichtet, was im oberen Bälliz eine Strassenkorrektur und den Abbruch des traditionsreichen Gasthofs Zum weissen Kreuz zur Folge hatte.
Auf dem Bahnhofplatz in der Nähe des Schiffkanals existierte ausserdem eine Strassenbahn mit zwei Tramlinien. 1952 wurde die Tramlinie Richung rechtes Thunerseeufer durch den Trolleybus ersetzt. Die Linie in Richtung Steffisburg blieb indes noch bis 1958 erhalten, da der Unterbau in diesem Abschnitt deutlich besser war als auf der Seestrecke. Das ehemalige Stationsgebäude blieb erhalten und wird heute weiterhin von den Verkehrsbetrieben STI genutzt.
Nach dem Abbruch des alten Gebäudes der Fabrik Hoffmann (1994) und des Aarefeldschulhauses (1999), die sich beide vis-à-vis des Bahnhofs befunden hatten, entstand der Aarefeldplatz, der 2002 eingeweiht wurde.
Quellen: TT 25.05.1973, Thuner Stadtgeschichte, Diverse
Im Wartsaal des Bahnhofs Thun stand ein Musikautomat um den Wartenden die Zeit zu vertreiben. Ein ähnlicher Automat der gleichen Firma ist heute noch im Uhrenmuseum Oberhofen ausgestellt. Solche Automaten gab es damals in vielen grösseren Bahnhöfen der Schweiz. Das kurze Musikstück kostete 10 Rappen und lief innerhalb der 5 verschiedenen Stücken nach dem Zufallsprinzip ab. Die Einnahmen gingen zu 60% an den Automatenhersteller und zu 40% an den jeweiligen Bahnhof.
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