Sinnebrücke Thun

Jahrhundertelang war die Sinnebrücke (Sinnibrücke) zusammen mit der Scherzlibrücke der einzige mit Pferden und Fuhrwerken begehbare Flussübergang in der Region Thun. Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts befanden sich die Schiffsländte und der Güterumschlagplatz vor dem Thuner Freienhof. Hier befand sich bis ins 19. Jahrhundert die Hauptzollstätte für alle Waren aus dem Oberland und durfte mit keinem Handelsartikel umfahren werden. Der wichtigste Handels- und Umschlagplatz der Stadt war vom Mittelalter an bis ins 19. Jahrhundert der Sinneplatz, denn er befand sich an der Schnittstelle zwischen See- und Flussschifffahrt sowie zwischen Schiff- und Landtransport. Die Waren, die früher vom See auf Schiffen und Kähnen hergebracht wurden, hat man hier verzollt und gewogen. Ausserdem mussten sie für den Weitertransport aareabwärts auf Flussschiffe umgeladen werden, auf die 13 bis 14 Meter langen Bern-Weidlinge aus Fichtenholz.

Um 1300 war die Aare die natürliche Grenze zwischen den damaligen Bistümern. Im linken Teil der Sinnebrücke befand man sich demnach im Bistum Lausanne, im Rechten bereits im Bistum Konstanz.

Es gelte als gesichert, dass bei der Stadtgründung Ende des 12. Jahrhunderts zwischen den beiden Stadtteilen eine Verbindung über die Aare vorhanden gewesen sei. «Auf der Westseite schuf man nämlich einen befestigten Brückenkopf, der vom Freienhof, Zeiningerspital, Löwen, Landhaus und Schleife umgeben war.» Zur Frutigenstrasse habe das erste Scherzlingertor geführt. Der Platz, der als Marktplatz, Volksversammlungsort, Militärsammelplatz und Schiffländte diente, «erhielt die Bezeichnung Sinniplatz, denn hier kontrollierte ein beeidigter Eichmeister, der Sinner, die Masse und Gewichte». Zudem habe bei der Sinni von allem ein-, aus- und durchgehenden Wein das Umgeld entrichtet werden müssen. Erstmals explizit schriftlich erwähnt wurde die Brücke, die jahrhundertelang der einzige Übergang über die Aare bis Bern gewesen sei, im Jahr 1376. Ein Schreiben von 1696 beweist, dass die Sinnebrücke früher durch ein Dach geschützt war.

Seit dem Kanderdurchstich von 1713 ergiesst sich das ganze Wasser der Kander in den Thunersee und führte bis in neueste Zeit immer wieder zu Überschwemmungen in der Stadt. Die Aare als einziger Seeabfluss verwandelte sich wegen des grösseren Wasservolumens seither zeitweise immer wieder zu einem reissenden Strom. Allein zwischen 1714 und 1721 wurde Thun sechsmal überflutet. Am 3. September 1721 stürzen die unterspülte Sinnebrücke und das rechts davon befindliche Haus zu Oberherren (Bijoutier Engel) ein. Um dem Wasser einen Weg zu bahnen, ergriff man immer wieder neue Massnahmen. So wurde 1725 der alte Stadtgraben zum zukünftigen Hauptarm der Aare, der Äusseren Aare, umfunktioniert was dazu führte, dass das Bälliz zu einer Insel wurde.

1842 wurde die Sinnebrücke neu gebaut und gleichzeitig der Aarequais zwischen der Brücke und dem Schwarzen Turm erstellt. Im Jahre 1862 wurde die alte hölzerne Brücke abgebrochen und durch die heutige eiserne Brücke ersetzt, wobei die beiden eisernen Joche auf die bestehenden Eichenpfähle aufgesetzt wurden. 1867 wurde der Aarequai zwischen der Sinnebrücke bis zum Mühleplatz erweitert. Im März 1936 wurden die beiden eisernen Jochen der Brücke mit Tauchern verstärkt. Während dieser Zeit war das Befahren mit schweren Fahrzeugen untersagt.

1971 wurde die Sinnebrücke in einer spektaktulären Weise komplett erneuert und im Jahr 2024 wird es voraussichtlich wieder einen Neubau geben.

Quellen: 750 Jahre Thuner Stadtrechte – Thuner Weg, OT 02.04.1937, Diverse

Weitere Informationen zur früheren Bedeutung der Sinnebrücke in der Arbeit «Gebändigt und genutzt: Die Stadt Thun und das Wasser in den letzten 300 Jahren» (Kapitel 3) von Anne Bähler

 

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