Kursaal Thun

Nach einer Bauzeit von nur vier Monaten eröffnete im Juni 1896 an einem düsteren Regentag ein 18-Mann-Orchester den Freiluft-Kursaal, nachdem die «Aktiengesellschaft Thunerhof und Bellevue» das Gebäude in Auftrag gegeben hatte. Hauptattraktion an der Eröffnung soll dabei die neue elektrische Beleuchtung gewesen sein, auch wenn die Fantasieleuchter in Form von riesigen strahlenden Blumenbouquets wegen Probleme mit der Elektrizität, mehrmals ausfielen.

Der Kursaal im Hofstettenquartier war in erster Linie Konzerthalle, wobei nicht nur ein Kurorchester von 15-27 Mann, sondern auch bekannte Solisten zu hören waren. Ein auserlesenes Publikum traf sich in dem luftigen Gebäude. Ab 1913 befand sich vor dem Kursaal eine Haltestelle der Thuner Strassenbahn STJ.

Der Einschnitt des Ersten Weltkrieges brachte für den Kursaal einige Jahrzehnte, in denen sein Weiterbestehen zeitweise in Frage stand. Er wechselte oft die Besitzer, wobei einige in finanzielle Schwierigkeiten gerieten oder gar Konkurs machten. Da mit dem Kursaal eine Spielbank verbunden war, musste er laut eidgenössischen Vorschriften im Dienste des Tourismus geführt werden. Das ermöglichte den Gemeindebehörden in kritischen Situationen, ein Machtwort zu sprechen und ein Abgleiten des Kursaals in einen billigen Vergnügungsrummel zu vermeiden. Schliesslich konnte der unbefriedigende Zustand aber nicht andauern. Ende 1940 stimmte der Stadtrat dem Kauf des Kursaals durch die Stadt zu aber die roten Zahlen wollten nicht weichen. Erst 1956 wurde mit einer neuen Betriebsgenossenschaft und einer neuen Direktion eine Wende erzielt.

Das Gebäude hat mehrere Umbauten erlebt. Zuerst wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges der offene Bau in eine geschlossene Halle mit Spielsaal und Nebenräumen umgestaltet. Weitere kleinere und grössere Renovationen folgten und 1963 wurde der Kursaal komplett umgebaut. Der märchenhafte Holzbau im Laubsägestil wich einem nüchternen 60er-Jahre Zweckbau.

Bis in die Siebzigerjahre waren die Tanzveranstaltungen im «Küru» äusserst beliebt. Pro Tag kamen bis zu 500 Leute und der Kursaal beschäftigte rund 40 Arbeitsplätze. Die achtziger und neunziger Jahren wiederum, waren geprägt von Ermutigendem und Enttäuschendem und der Kursaal schrieb immer mehr rote Zahlen.

Im Mai 1991 eröffnete dann ein neues privates Management das Haus mit einem ganzjährig geführten Betrieb, nun unter dem Namen Casino Thun. Doch den Strich durch die folgenden erfolgreiche Jahre machte 2002 der Bundesentscheid, indem das Casino die Spielbank-Konzession verlor und fortan nur noch mit den unattraktiven Geschicklichkeitsautomaten gespielt werden durfte.

2012 kaufte die Stadt Thun die 4500 Quadratmeter grosse Casinoparzelle inklusive das Gebäude.

Quellen: TT 27.05.1971, TT 24.04.1980, TT 10.051991, BZ 29.04.2015, Diverse

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