Marktgasse

Der Bereich der heutigen Marktgasse die vom Sternenplatz bis zur Unteren  Hauptgasse führt, hiess früher schlicht „Viehmarkt“, fanden dort doch die monatlichen Thuner Viehmärkte statt.

Zündholzschachte Schweizer und Co. ThunFür den Viehhandel stellte Thun den bedeutendsten Viehmarktplatz im Berner Oberland. Das entscheidende Merkmal, das in der Vergangenheit eine Stadt von den Dörfern unterschied, waren die Rechte, Märkte durchzuführen. Diese wurden mit der Zeit abgelöst durch kleinere Verkaufsgeschäfte sowie sogenannte Colonialwaaren-Geschäfte welche Produkte aus Übersee, eben den ehemaligen Kolonien, wie Kaffee, Reis, Kakao etc. verkauften. Ein solches Geschäft befand sich auch in der Marktgasse, die 1869 erbaute Samenhandlung Schweizer, wo sich in früheren Zeiten noch die Kronenscheuer befand, wo Gäste, des auf dem Rathausplatz ansässigen Hotels Krone, ihre Pferde einstellten. In der Nacht vom 25. auf den 26. März 1912  löste offenbar ein Kurzschluss, in einem sich im Kolonialwarengeschäft vorhandenen Kaffeeröster, einen Grossbrand aus. Der Brand entwickelte sich zu einer gewaltigen Feuersäule, welche den Umkreis sowie das Schloss taghell beleuchtete.

Diverse Märkte prägten in vergangenen Jahrhunderten das Gepräge der Stadt Thun. Zu erwähnen sind Jahrmärkte, etwa der Herbstmarkt oder der Kalte Markt, aber auch spezielle Märkte, auf welchen diverse Kaufangebote feilgehalten wurden, so beispielsweise der Kornmarkt, Fischmarkt, Schafmarkt oder Ziegenmarkt. Jeder dieser Märkte hatte einen eigenen besonderen Standort innerhalb der Stadtmauern wie beispielsweise der Schweinemarkt in der Berntorgasse, der Gemüsemarkt auf dem Plätzli oder der Ankenmarkt in der Freienhofgasse.

Innerhalb der Marktgasse befanden sich zwei Reihen fest montierte Halterungen, um das Vieh anzubinden und unterhalb der Marktgasse, beim Sternenplatz, stand das öffentliche Waaghaus, wo die Tiere gewogen wurden.

Ein Kuhhandel wurde immer mit einem Handschlag besiegelt und in bar bezahlt. Die Bauern trugen daher Bündel von Geldschein mit sich und traditionellerweise musste der Käufer den Viehhändler danach zum Essen einladen.  Daher war es wohl kein Zufall, dass es gerade rund um die Marktgasse eine derartige Dichte von Gastgewerbebetrieben gab. Heute sind die meisten davon leider verschwunden. Allein die alten Wirtshausschilder sind noch erhalten geblieben und erinnern an den «Bären», den «Ochsen», den «Hirschen» oder den «Anker».

Ab Oktober 1913 fuhr die Strassenbahn vom ehemaligen Bahnhof Thun in Richtung Steffisburg. So musste der Viehmarkt von der Marktgasse in den neu geschaffenen Viehmarktplatz unterhalb des Berntorplatzes verlegt werden.

In der Marktgasse 6A wurden ausserdem beim Bau eines Hauses 1924 die ältesten Besiedlungsspuren der Stadt Thun gefunden. Die gefundenen Werkzeuge, Keramikscherben und Knochenreste stammen aus der frühen Jungsteinzeit (ca. 3000 v.Chr).

Quellen: thunintime, Thun in Wort und Bild, SIA-App, Bund 28.03.1912, Diverse

Standort

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