Hotel Falken

1810 erwarb Abraham Dänzer, ein Fellhändler und Handelsmann aus Adelboden, am Ort des späteren Restaurants und Hotels Falken ein Doppelhaus mit Scheune, Stöckli und Garten. Er liess das Haus abbrechen und errichtete an dessen Stelle ein Wohnhaus mit Brauereien. 1816 erhielt er schliesslich vom Staat Bern die Konzession, um die Brauerei zu betreiben. Sein Schwiegersohn David Schmid-Dänzer liess die Gebäude aber abbrechen und erstellte 1835 den Gasthof Falken. Auf dem Dach befand sich anfänglich eine mit Kupfer bedeckte Aussichtsterrasse, um das Bergpanorama zu geniessen.

Um 1840 erfolgte der Anbau des Falkensaals des erfahrenen Wirtes Johann Matti, welcher sich in Thun niederliess und sich in ausserordentlichem Masse für den Tourismus einsetzte. Er war auch Gründer des hiesigen Wirtevereins und dessen erster Präsident. Im geräumigen Falkensaal im ersten Stock fanden fortan unzählige Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Konzerte, politische Veranstaltungen, Bälle, Schulfeste oder Jahresversammlungen diverser Vereine statt. Der Saal war neben dem Freienhof das einzige Lokal für grössere Anlässe. Das Gasthaus hatte 40 Zimmer, meist mit Alkoven (Schlafnischen). Auf der gegenüberliegenden Strassenseite im Unterbälliz befanden sich die Falkenstallungen, wo die Reisenden ihre Pferde deponierten.

Noch bevor es das bekannte Warenhaus gab, mieteten die Gebrüder Loeb aus Freiburg im Breisgau im Dezember 1872 den Saal des Hotels Falken, um dort ihr «grosses Lager in Strumpf- und Terneau-Wolle und Kurzwaaren» zu billigen Preisen zu verkaufen.

Der Falken wurde in dieser Zeit zu einem Zentrum des kulturellen Lebens der Stadt. «Während in den Etablissements in Hofstetten vornehmlich die fremden Reisenden abstiegen, sah man im Falken Kaufleute, Schweizer Reisende, Offiziere und Landleute», resümierte der Berichterstatter des «Oberländer Tagblattes» 1955 anlässlich des 120-jährigen Bestehens des Hotels.

Im Jahr 1925 wurde im Falken aus dem Freimaurerzirkel eine eigene Loge mit mit dem Namen «Phönix» gegründet. In einem separaten Raum installierte man dazu einen eigenen Freimaurer-Tempel.

Neben professionellen Schauspieltruppen traten im Falken auch Laientheatergruppen diverser Vereine auf. So bot 1861­ ­etwa die «dramatische Ge­sellschaft der Waadtländer ­Studenten in Bern» eine dra­matisch-musikalische Abendunterhaltung in fran­zösischer Sprache, oder der Thuner Grütli­verein (vaterländisch orientier­ter Arbeiterverein) sorgte 1893 mit dem patriotischen Schauspiel «Das Glück oder nur ein Schulmeister» für einen dicht besetzten Falkensaal.

Mit der Erfindung des Films um die Jahrhundertwende hielt das Kino Einzug in die Städte. Im Falkensaal fanden vorerst einzelne kinematografische Vorführungen statt, bis er 1919 zum «Grand Cinéma Falken» mit 268 Sitzplätzen umgebaut wurde. Der «Grand Cinema Falken» war damit das dritte Innenstadtkino neben dem Löwenkino an der ehemaligen Bahnhofstrasse und dem Volkskino im Oberbälliz.

1974 wurde der Falken von der Stiftung für Wohnfürsorge für betagte Einwohner der Stadt Thun gekauft. 1993 wird das Altersheim saniert. Das Restaurant wird weitergeführt, allerdings ohne die Aare-Terrasse mit den schattenspendenden Rosskastanienbäumen.

Ab 2008 entspricht das Altersheim Falken nicht mehr den kantonal gesetzlichen Ansprüchen und muss daher angepasst werden. 2013 geht an die AEK Bank 1826 über und das Seniorenheim wird geschlossen. 2020 wird das Wohn- und Geschäftsgebäude wiedereröffnet auch wieder mit einem Restaurant und hoffentlich einer Aare-Terrasse.

Quellen: TT, 29.05.2018, “Mein liebes Thun” von Markus Krebser, TT 08.09.1975, TT 20.09.2017, 50 Jahre Freimaurerloge Thun, Diverse

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